Allgemeines zu Nicaragua
Ich versuche mal, einen möglichst knappen Überblick über die
wichtigsten Bereiche des Landes zu geben und so das Verständnis für das
Entwicklungsland, in dem ich momentan lebe, zu verstärken.
Nicaragua ist das zweitärmste Land Zentralamerikas, nach
Haiti und ist in etwa so groß wie Griechenland. 44,5% der Bevölkerung lebt in
Armut, sprich von weniger als 2 Dollar täglich, laut des Human Development
Index von 2011. Allerdings gehört Nicaragua nicht in die Gruppe der Least
Developed Countries (LDC) der WHO, da hierzu noch die (Nicht-) Erfüllung
weiterer Kriterien erforderlich ist. Die Armutsrate beträgt 70% auf dem
Land und 30% in der Stadt. Von knapp 6Mio Einwohnern leben 90% an der Pazifikküste
und der Managua-Region, in der auch ich lebe. Die Analphabetenrate liegt bei
16,9Prozent, wobei sie noch in den 1980er Jahren während der Somoza-Diktatur
bei 50% lag. Nicaragua gilt als Entwicklungsland.
Wirtschaft
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit gibt es in Nicaragua eine
ausgeprägte Flucht in die Städte, dabei ist die Hauptstadt Managua das
wichtigste Ziel. Allerdings ist auch hier die wirtschaftliche Situation nicht
wesentlich besser und der Massenumzug bringt seine eigenen Probleme mit sich.
Viele zieht es weiter ins Ausland, wo sie Arbeit suchen.
Schätzungen zufolge
lebt rund jeder fünfte Einwohner Nicaraguas im Ausland, hauptsächlich in Costa
Rica und in den USA, meist als Zeitarbeiter oder in der Zona Franca, der
Freihandelszone. Oft leben und arbeiten sie in den anderen Ländern illegal und
sind durch ihre Geldüberweisungen an Familie und Verwandte die
Hauptdeviseneinbringer des Landes.
Die Gründe der schlechten
Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlichen Faktoren, einseitiger
Wirtschaftsstrukturen und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch
häufige Naturkatastrophen (Erdbeben, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme) eine
gewichtige Rolle.
Internationale
Spendengelder
Nicaragua ist stark von den Spendengeldern der Entwicklungszusammenarbeit
der internationalen Gemeinschaft sowie den Überweisungen der im Ausland
lebenden Nicaraguanern an ihre Familien (sog. „remesas“) abhängig.
Schätzungsweise ein Drittel des nationalen Haushalts steuern ausländische Geber
jährlich bei.
Export
Das Land ist zudem auf Exportprodukte angewiesen, vor allem
Kaffee, Rohrzucker, Gold und Rindfleisch. Die starke Abhängigkeit der Volkswirtschaft
von den Entwicklungen der Weltwirtschaft ist bezeichnend für Nicaragua und
bringt auch ihre Vorteile, so stabilisierten die hohen Weltmarktpreise für die
Hauptexportgüter Nicaraguas Wirtschaft während der Weltwirtschaftskrise.
Dennoch ist das Land im zentralamerikanischen Vergleich weiterhin der weitaus
kleinste Exporteur, Costa Rica zB. exportiert das 4fache!
Nachteile der
Agrarwirtschaft
Durch den Ausbau der Agrarwirtschaft wird jedoch auch
zunehmend mehr Regenwald abgeholzt, der fast die gesamte Atlantikküste bedeckt(jährlich
werden mehr als 700km2 abgeholzt!). Die Profiteure von all dem
Export sind natürlich die Großunternehmen, der Kleinbauer verarmt zunehmend.
So
lernte ich bei einer Kaffeefarmbesichtigung im Norden des Landes bei Matagalpa
einen Kaffeebauern kennen, der dieses Jahr kaum noch Arbeiter zur Ernte findet.
Dies liegt daran, dass Costa Rica bessere Arbeitsbedingungen liefert, höhere
Gehälter zahlt, und viele Menschen so als Zeitarbeiter in das Nachbarland
fahren. Weiterhin wirken sich die Zona Francas(Freihandelszonen) negativ auf
den Arbeitsmarkt aus. Diese Zone liefern ein staatlich gesichertes Einkommen
und eine Anstellung übers ganze Jahr, der Kaffeebauer kann jedoch nur
Saisonarbeiter für die Erntezeit einstellen. Die schön klingende Bezeichnung
„staatlich gesichertes Einkommen“ ist aber tückisch, denn das Einkommen liegt
noch unter der Grenze, die ein Arbeiter braucht, um das Existenzminimum zu
sichern! Ein ganz schöner Teufelskreis..
Außerdem ist die
Verteilung des Landes ungerecht, so besitzen 75% der Bauernfamilien nur 20% des
bebaubaren Landes. Die Plantagenwirtschaft dehnt sich zunehmend aus, immer mehr Großprodukteure siedeln sich in der
Zucker-, Kaffee- und Reisproduktion an. Dies führt dazu, dass viele Kleinbauern
zu Saison- oder Wanderarbeitern werden. Schwierig ist dabei vor allem, dass bis
2000 die Regierung unter Chamorro stark die Großunternehmen subventionierte
anstatt die Kleinbauern zu fördern, und so große Landflächen Großproduzenten
gehören, die nach und nach die kleinen Bauernkooperativen verdrängen.
Im Norden
gibt es zb. eine große Camaronen-Zucht(Shrimps), durch die all die dort angesiedelten
Fischerdörfer nach und nach verarmten- ihre Arbeitsplätze waren plötzlich
überflüssig. Zudem verseucht die Intensivwirtschaft der großen Firmen die
Region dank der eingesetzten Pestizide, was wiederum die Wasserzugänge der
Fischer einschränkt. Dabei sind viele Angestellte in den riesigen Produktionen
nur Zeitangestellte ohne soziale Absicherungen!
Das was für die Produzenten
zählt, ist einfach der Mehrwert und ökonomischer Wachstum, und keine regionale
Unterstützung oder Absicherung. Dort müsste die Regierung einschreiten und
Regulierungen vornehmen, soziale Programme fördern und sich dafür einsetzen,
dass Kleinbauern bestehen bleiben. Tut sie leider aber nicht.
Zona Francas
Definition: Eine Zona Franca ist eine Sonderwirtschaftszone
dessen Produktion rein zur Exportation dient und vor allem sich auf die
Textilproduktion spezialisiert. Der Staat sichert massive steuerliche
Vergünstigungen für die Produzenten. Nicaragua macht die große Anzahlt dieser
Freihandelszone mittels billiger Arbeitskräfte, keinen Lohnnebenkosten, einer
nahezu totalen Steuerfreiheit und staatlichen Subventionen möglich. Weiterhin
unterstützt das niedrige Bildungsnivea(sprich wenig ausgebildete Menschen), die
hohe Arbeitslosigkeit und das Fehlen von gewerkschaftlichen Organisationen die
Entstehung weiterer Zonen. Das großte Übel ist, dass es keine strafrechtliche Verfolgung
bei der Verletzung gegen das gesetzlich geschriebene Arbeitsrecht gibt.
Arbeitsbedingungen: Geringer Lohn, Wochenendarbeit und viele
Überstunden kennzeichnen die schlechten Arbeitsbedingungen. Oft herrscht
verbale, sexuelle und physische Gewalt am Arbeitsplatz sowie die
Nichteinhaltung hygienischer Mindeststandarts oder Sicherheitsmaßnahmen.
Profit: Die Markenfirma verdient zb. 25% an einer verkauften Jeans, die
Arbeiterin jedoch nur 1%!
Steuereinnahmen
Bezüglich der Steuereinnahmen in der Landwirtschaft gibt es
zb keine Unterscheidung der Besteuerung von Kleinbauern oder großen
Viehzuchtbetrieben. Die meisten Steuereinnahmen gewinnt der Staat über
Mehrwertsteuer und Verbrauchssteuer, worunter massiv die ärmere
Bevölkerungsschicht leidet, gleichzeitig gab es jedoch viele Steuerbefreiungen,
von denen die Reichen profitieren. Im Jahr 2010 waren es fast 500 Mio US$! Die
Begründung der Regierung ist dafür die Förderung des Exports und der
Investitionen, um schließlich mehr Arbeitsplätze zu erhalten.
Fazit der aktuellen
Wirtschaftspolitik
Die Wirtschaftspolitik unter dem Präsidenten Daniel Ortega
und seiner linken Partei, der FSLN, hat zweifelsfrei wesentliche Verbesserungen
gerade für die Unterschicht des Landes erzielt, jedoch ist der Ausbau der Macht
(vor allem Wirtschaftsmacht) Ortegas mit Nachteilen für die Kleinbauern
verbunden und weiterhin gilt es, große Veränderungen zu machen um die
Lebenssituation im Land zu verbessern. Denn Verstaatlichungen oder drastische
Regulierungsmaßnahmen in der Ökonomie bleiben weiterhin aus.
Menschenrechte
Bildungs- und
Gesundheitssystem
Nicht verachten darf man jedoch, dass Ortega das kostenlose
Bildungs- und Gesundheitssystem einführte, was massive Fortschritte für alle
brachte, seine Programme trugen Namen wie Plan techo(Plan Dach) oder Zero Hambre(Null
Hunger, das Schulkindern täglich eine kostenlose Mahlzeit in der Schule sichert).
Dennoch ist die Arbeitslosenquote weiterhin die höchste der
zentralamerikanischen Staaten, die Umweltpolitik hat einen viel zu geringen
Stellenwert und die Kriminalität der Bevölkerung sowie die Korruption innerhalb
der Regierungsebene wird nicht weiter behandelt.
Von 1979 (Beginn der sandinistischen Regierung) bis 1990 gab
es in Nicaragua eine medizinische Grundversorgung: Flächendeckende
Gesundheitszentren sowie Ärzte- und Gesundheitsposten boten eine kostenlose ambulante
Versorgung an und Präventivmaßnahmen wie Aufklärungsarbeit der Bevölkerung in
Hygienefragen und Impfungen hatten eine hohe Priorität.
Es existiert zwar eine staatliche Krankenversicherung in
Nicaragua, sie erfasst aber nur Menschen, die in einem festen
Beschäftigungsverhältnis stehen. Jedoch hat aber nur 37% der arbeitenden Bevölkerung
heute ein formales Arbeitsverhältnis.
In Nicaragua sterben Menschen trotzdem immer noch leicht an
Krankheiten, die an sich nicht tödlich sein müssten. Die Gesundheitsstatistik
der nicaraguanischen Bevölkerung wird entscheidend von der nach wie vor
herrschenden Armut bestimmt. Dies wird besonders deutlich, wenn man solche
Probleme analysiert wie Müttersterblichkeit, Kindersterblichkeit,
Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren und die Unterernährung.
Mindestens ebenso gravierend sind die Auswirkungen der unzureichenden
Entsorgung von Müllabfällen und Abwasser auf die Gesundheit. Nur ein Fünftel
der Haushalte in Nicaragua können ihren Müll und Abwasser hygienisch ordnungsgemäß
entsorgen..
Außerdem besuchen fast 20 Prozent der Kinder des Landes immernoch
keine Schule; nur rund 30 Prozent der Schulabgänger erreichen einen Abschluss.
Kinderarbeit
Mehr als 30% der Gesamtbevölkerung sind Kinder(0-14Jahre),
Nicaragua hat den Umgedrehten Demographischen Wandel zu unserem Land. Davon
arbeiten 30% der unter 15jährigen! Vor allem arbeiten diese auf der Straße als
Schuhputzer, Verkäufer, Prostituierte oder in der Landwirtschaft. Schuld an der
Kinderarbeit sind die hohe Armut und die Korruption in der Regierung.
Gleichberechtigung
Eine weitere große Lücke im Fortschritt der
Gleichberechtigung ist die Stellung der Frau. Es gibt zahlreiche
Frauenrechtsorganisationen und Einrichtungen, die sich täglich mit Fällen von
häuslicher Gewalt befassen und daran ist vor allem der Machismus schuld
(Definition: Weltbild, welches die Dominanz des Mannes und die Unterordnung der
Frau vertritt). Der Mann ist leider immer noch „mehr wert“ als die Frau. In den
letzten 5 Jahren sind die Feminizide(Massenhafte Tötung von Frauen aufgrund von
ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht) stark angestiegen, auf mehr als
600Frauen, jedoch werden nur 7% der Mörder für ihre Verbrechen bestraft.
Der Staat und die
Kirche
Der „Pakt“ mit der katholischen Kirche ist weiterhin ein
schwieriges Thema. Die Instanzen Kirche und Politik sind hier nicht getrennt,
sondern gehen Hand in Hand. So schloss Ortega mit der katholischen Kirche ein
Abtreibungsgesetz ab, dass die Abtreibung bei Frauen verbot- selbst wenn das
Kind aus einer Vergewaltigung entstand oder die Schwangerschaft
lebensgefährlich für die Mutter sein könnte. Im November 2006 trat dieses
Gesetz in Kraft, das die Schwangerschaftsunterbrechung auch bei medizinischer
Indikation unter Strafe stellt. Dies hat zahlreiche nationale und
internationale Proteste hervorgerufen.
Meinungs-/ Rede- und
Pressefreiheit
Laut Gesetzgebung sind Meinungs- und Pressefreiheit gegeben,
allerdings stehen regierungskritische Medien und Menschenrechtsorganisationen
unter Druck. Durch den Aufkauf von Medien durch die Familien des
Präsidentenpaares in den vergangenen Jahren werden diese inhaltlich
gleichgeschaltet und berichten so nicht objektiv, sondern regierungsfreundlich.
Kritik an der Regierung oder dem Präsidenten kommt so leider sehr kurz und
geschieht eher hinter vorgehaltener Hand, jedoch nie in Tageszeitungen oder dem
Fernsehen.
Interessante Details
Interozeanischer Kanal
Die Regierung hat den alten Traum eines durch Nicaragua
führenden interozeanischen Kanals neu belebt und sucht Geldgeber für das mit 30
Milliarden veranschlagte Riesenprojekt, das dem Land einen Innovations- und
Wohlstandsschub bringen soll, ähnlich wie einst der Kanal in Panama.
Kulturelles Leben
Trotz der weit verbreiteten Armut verfügt Nicaragua über ein
verhältnismäßig reiches kulturelles Leben. Die katholische Religion spielt im
Leben vieler Nicaraguaner eine bestimmende Rolle und jegliche religiöse
Feiertage werden stark zelebriert. Historisch wirkt der Einfluss der ehemaligen
Kolonialmacht Spanien bis heute nach. Unverkennbar ist aber auch die Nähe zu
den Vereinigten Staaten: Rund 700.000 Nicaraguaner leben in den USA; in
Fernsehen und Kino laufen amerikanische Filme, und die nicaraguanische
Auslandsberichterstattung konzentriert sich stark auf Washington.
Nicht zuletzt ist die nicaraguanische Mentalität stark durch
die noch lebendige Erinnerung an die Revolution der FSLN von 1979 und den
Bürgerkrieg der 80er Jahre geprägt. Gerade diese Epoche des Umsturzes hat
weltbekannte Autoren wie Ernesto Cardenal, Sergio Ramírez und Gioconda Belli
hervor gebracht. Leider kommt die staatliche Kulturförderung jedoch viel zu
kurz!
Besonders Masaya ist für seine Marimba-Tänze bekannt und hat
exzessive Festmonate, die über 3 Monate gehen, in denen jedes Wochenende Tänze
Privathäusern stattfinden, so genannte „Bailes“. Der Name Marimba kommt von dem
gleichnamigen Instrument, einem Art Xylophon. Die Marimba-Gruppe besteht aus
dieser Marimba sowie 2 Gitarrenspielern und spielt traditionelle Lieder. Der „Baile
de negra“ ist eine Form des Marimba-Tanzes, bei dem 2 Männer verkleidet ein
Liebespaar spielen. So tanzt ein Mann im aufwändig genähten Kostüm einer Frau
mit einem anderen Mann die traditionellen Schritte.
Geschichte
Nicaragua ab dem 16.
Jahrhundert
Das Land ist historisch geprägt durch die spanische
Kolonisatoren, die Jahrhundertelang das Land führten. Große Kolonialstädte wie
León und Granada entstanden im 16.Jhd auf dem Gebiet indigener Bevölkerung, die
zwangsversklavt und enteignet wurden und schließlich als Arbeiter eingesetzt
wurden. Besonders Granada wurde zum kolonialen Handelszentrum und blieb
konservativ, die reichen Geschäftsleute unterstützten die Monarchie und die
katholische Kirche. Während die Spanier sich an der Pazifikregion ansiedelten,
dominierten die Engländer die Atlantikküste. Erst die Unabhängigkeit von
Spanien in 1821 ( Im selben Jahr wie die restlichen mittelamerikanischen
Länder) machte es zu einem Teil der zentralamerikanischen Konförderation und
wurde schließlich 1838 zu einem unabhängigen Staat.
Die Diktatur unter
Somoza
Gegen das konservative Regime unter Somoza wandte sich eine
Gruppe liberaler Rebellen, darunter Augusto César Sandino, der schließlich zum
Anführer eines jahrelangen Guerillakampfes gegen die US-amerikanische
Intervention wurde. 1934 ließ Somoza Sandino ermorden, die Revolution schritt
jedoch weiter voran. 1937 ernannte Somoza sich selbst zum Präsidenten und
begründete damit eine Dynastie, die das Land fast vier Jahrzehnte beherrschte. Nach
der Schaffung einer neuen Verfassung, die ihm uneingeschränkte Macht gab,
regierte Somoza Nicaragua die nächsten 20Jahre als ein international
berüchtigter Diktator.
Als 1972 ein Erdbeben
das Land verwüstete und vor allem die Hauptstadt Managua in eine Ruine
verwandelte und eine große Hungersnot und Armut hervorbrachte, steckte die
Regierung unter Somoza internationale Hilfsgelder in die eigene Tasche und
finanzierte sich so private Wohnsitze und Land. Dank dieser Korruption
verschaffte er sich einen riesigen Privatbesitz, dessen Ländereien sich insgesamt
auf die Größe El Salvadors beliefen! Und wie immer war auch die USA involviert,
sie unterstütze den nicaraguanischen Gewaltherrscher mit Waffen im Kampf gegen
die Liberalen.
Die Revolution und
die FSLN
Die FSLN besetzte 1978 den Nationalpalast und forderte die
Freilassung von 60 eingekerkerten Sandinisten(Anhänger der FSLN) mittels 2000
Geiseln. In vielen großen Städten kam es zu spontanen Aufständen gegen die
Somoza-Diktatur. Die Nationalarmee schritt mit brutaler Gewalt dagegen an und
setzte Feuer in den Städten und verbrannte so tausende Einwohner. Auch in einem
Stadtteil Masayas ereignete sich dies. Monimbó, der Stadtteil Masayas, hielt
eine Woche gegen die Nationalgarde mittels selbstgebastelten Waffen und
Körpereinsatz stand und ging so in die Geschichte Nicaraguas ein. Am 17. Juli
floh der Diktator Somoza schließlich aus dem Land, als die FSLN vor den Toren
Managuas standen, am 19.Juli schritten die Sandinisten als Sieger in Managua
ein und auch heute ist dies ein großer Feiertag des Landes. Jedoch musste die
FSLN ab diesem Zeitpunkt viele Probleme bekämpfen, denn die Jahre der
Revolution hinterließen Massenarmut, Obdachlosigkeit und Analphabetismus
zurück.
Der Contra-Krieg
Nachdem Ronald Reagan im Januar 1981 US-amerikanischer
Präsident wurde verschlechterte sich die Beziehung zwischen Nicaragua und den
USA weiter. Reagan fror alle Hilfsgelder ein, die der Staat nach der Revolution
1980 bereitstelle und begann kontrarevolutionäre Streitkräfte zu unterstützen,
die so genannten Contras. Diese waren vor allem früherer Anhänger der
Somoza-Diktatur oder Soldaten der damaligen Nationalgarde. Dies führte mittels
der US-Gelder zu einem Contrakrieg, die Sandinisten gingen mit einer
eingeführten Wehrpflicht und der daraus entstandenen Volksarmee dagegen vor.
Im Mai 1985 verhängten die USA ein fünfjähriges
Handelsembargo gegen Nicaragua, dass sich massiv auf die Wirtschaftsentwicklung
des Landes auswirkte und wovon auch heute noch Folgen sichtbar sind.(Siehe
Wirtschaft Nicaraguas.)
Die Errungenschaften
der FSLN in den 1980er Jahren:
Reduzierung des Analphabetismus von 50 auf 13% mittels
tausender freiwilliger nicaraguanischer Studenten, die in Dörfern
unterrichteten. Außerdem die Ausrottung der Kinderlähmung und Senkung der Kindersterblichkeitsrate
um ein Drittel sowie Verteilung der Somoza-Ländereien an kleine
Bauernkooperativen.
Dennoch blieb eine Wiederwahl der FSLN 1990 aus, und sollte
erst mit Daniel Ortega 2006, 16Jahre später, wieder glücken. In der
Zwischenzeit war unter anderem Violeta Barrios de Chamorro als linke Präsidentin
tätig und förderte zunehmend ausländische Investoren(was ebenfalls zu
Wirtschaftsproblemen führte) und subventionierte Produktionen im großen Stil,
worunter die Kleinbauern stark litten. Gewählt wurde sie damals vor allem, da
die USA versprachen, bei ihrer Wahl das Handelsembargo aufzuheben sowie
Hunderte Millionen US$ Wirtschaftshilfe bereitzustellen und dies große
Fortschritte für Nicaragua versprach.
Aktuelle Politik
Daniel Ortega ist seit 2006 Präsident und Anhänger der Partei
der FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional, der sandinistischen
nationalen Befreiungsfront). Er begann seine Amtszeit mit großen Fortschritten,
beendete die jahrelange Energiekrise und führte die kostenlose Gesundheitsversorgung
sowie die staatlich finanzierte Schulbildung voran. Der Präsident geriet jedoch
in weltweite Kritik und landesweite Massenprotesten, da er eine
Verfassungsänderung vornahm, die es ihm erlaubte nach Ablauf seiner Amtszeit im
Jahre 2011 erneut für die Präsidentschaft zu kandidieren. Bei besagten Wahlen
gewann er auch erneut mit der FSLN und sicherte sich eine erneute Amtszeit bis
2017. Weiterhin wird er beschuldigt, seine Stieftochter missbraucht zu haben.
So. Das waren nun tausende Informationen und hat vielleicht den ein oder anderen ganz schön mitgenommen. Denn diese Zahlen schwarz auf weiß zu lesen, schockte mich selbst total. Aber man muss positiv denken, auf weitere Fortschritte mit einer neuen Regierung hoffen, die Arbeit der Hilfsorganisationen schätzen und auf die Wirkung von Spendengeldern setzen.
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