Montag, 29. Oktober 2012

La gran mudanza-Der große Umzug!



Meine erste eigene WG!

Nun lebe ich also mit Laura und Nina, meinen Mitfreiwilligen, zusammen. Wir haben ein wunderschönes Haus gefunden mit 3 Zimmern, Patio, Sala, 2 Bädern und Küche! Es ist ein tolles Gefühl so unabhängig zu sein.

Mit 3 Camionetta-Ladungen waren wir dann auch schon fertig!
Betten werden auch transportiert.
Nach einem eigentlich sehr kleinen Umzug (viel haben wir ja alle nicht dabei) gab es doch noch einige Hindernisse. Die Möbel, die unsere Vorgänger uns vererbt hatten, waren sehr begrenzt- ein paar Tische, ein paar Holzbretter als Regale und zum Glück 3 Betten und Stühle. Die Kücheneinrichtung war dafür sehr gut, mit Mixer, Gasherd und allem Besteck- außer große Messer etc., sowas haben wir uns dann nachgekauft. Zudem haben wir uns den Luxus gegönnt und einen Mini-Ofen gekauft, damit wir Kuchen backen können! Den nutzten wir schon fleißig mit Keksen, Kuchen und und und. Genau wie den Mixer, frisch gemachte Smoothies stehen hoch im Kurs! ;) 
 

Einrichtungstechnisch mussten wir viel improvisieren, da wir keine Schränke oder Tische für die Zimmer haben und so wild Wäscheleinen durch die Zimmer gespannt wurden, an denen Sachen aufgehängt werden.











Die Küche mit Ablageplätzen, Kühlschrank und Backofen
Und auch unsere Kochstelle!
Übrigens ist der Kühlschrank voller Gemüse, kein Fleisch wurde gekauft, zum Kochen benutzen wir sofern möglich nicht mal Öl zum anbraten- das musste nach all dem Fett meiner Gastfamilie mal sein! Ich fühle mich wieder richtig gut und bin auch körperlich wieder voll auf der Höhe. Dank dem Gemüse! (wobei meine Gastmama mich ja schon gewarnt hat: Nachdem ich einen Tag zu Besuch kam und mich nicht so gut fühlte, sagte sie mir, das komme bestimmt von all dem Gemüse. Das kann ja nicht gesund sein! [KEIN WITZ!]) 


Amüstante Anekdote: 
Als wir Messer kauften gingen wir in einen Gebrauchtladen für und entdeckten in einer der Besteckkisten einen Eiskratzer der Automarke „Fird“. Nachdem man sich ja vorstellen kann, dass in Nicaragua nicht allzu viel Schnee fällt und daher der Sinn eines Autokratzers ein anderer sein müsste, bin ich zu dem Verkäufer gegangen und habe ganz interessiert und ahnungslos gefragt, für was diese Maschine denn gut sei. Nach einer kurzen Pause erklärte der nette Verkäufer mir voller Überzeugung: „ Das benutzt man, um die Fischschuppen am Fisch zu entfernen, quasi um den Fisch zu  schälen!“ Hahahah, für was all die aus den USA eingeflogen Sachen hier genutzt werden! Köstlich..


Auch mein Vertrag mit dem Dueño, dem Hausbesitzer, war eine lustige Angelegenheit. Formatierungen kennt der gute Herr nicht, also wurde der gesamte Vertrag auf eine Seite geklatscht, inklusive Rechtschreibfehlern- 
Mein erster Wohnungsvertrag! Ich durfte von uns dreien unterschreiben..

Seit dem Umzug hatten wir auch bereits mit einigen Problemchen zu kämpfen:

1.     1.  Meine Zimmertür ließ sich 2 Tage nicht öffnen, das bedeutete eine Nacht mit Laura zusammen in ihrem Einzelbett, ohne Klamotten und ohne Geld. Zum Glück habe ich einen Freund, der wiederum Leute kennt, die einen kennen (so läuft das hier immer)- der mir schließlich die Tür am darauffolgenden Tag öffnen konnte. Der Hausbesitzer kam 3 Nächte später wegen dem Schloss, hat mich also eiskalt sitzen lassen. Eine Woche später hatte ich dann auch ein neues Schloss, damit ich wieder zuschließen kann- das ging also eine Woche nicht. Alles braucht hier einfach ein bisschen Zeit ;)

2.    2.   Mein PC entschloss sich kurzzeitig, einfach mal nicht mehr anzugehen. Doch direkt konnte ich ihn für wenig Geld reparieren lassen, und nun funktioniert er wie neu- ich hatte schon Angst, alle Bilder aus Nicaragua verloren zu haben!

3.     3. Parasiten.
Nach 3 Monaten dachte ich mir, mache ich mal ein Grundcheck-up. Mit fester Überzeugung, keine Parasiten zu haben, ging ich zum Arzt und kam mit 2 Parasiten, die je in 2 Unterarten vorkommen, wieder. Einer davon kann sich durch den Dickdarm fressen(diesen chronisch zersetzen) ins Blut gelangen und so Abszesse in den Organen hervorrufen. (Krankheiten sollten man ja grundsätzlich nicht googlen, genauso wenig wie Nebenwirkungen von Medikamenten.) Also schnell ein Antibiotika bevor es schlimmer wird. ;)

Unser zweiter Chillplatz. Dort haben wir sogar Internet, wenn die Nachbarn in ihrem Netz eingeloggt sind! 
Die Spülbecken und die Tür zum Bad


Glücklicherweise haben wir fast gar keine Tiere im Haus, das erleichtert einiges. Innerhalb von 2 Wochen haben wir gerade mal 3 Kakerlaken entdeckt, davon eine schon tot. Ansonsten haben wir recht viele Ameisen in der Küche, vor allem sehr große die bis 1cm groß sind. Aber da wir unser Essen immer gut verschließen, stören die ja nicht weiter. Zu guter Letzt lebt ein Mäuschen in der Küche, das wir bisher erst einmal gesehen haben- da backten wir gerade und sie saß auf einer Anhöhe mit gespitzten Öhrchen und hat uns ganz aufmerksam zugeschaut, als würde sie lernen wollen, wie man backt. Mit unseren Mitbewohnern bin ich also rundum zufrieden! Unsere Vorgänger lebten in einem anderen Haus und hatten dort unter anderem mit  Fledermäusen und Mäusen zu kämpfen- wir haben echt Glück!


Alltag
Mein Ausblick beim Aufwachen- Sonne, Der Patio mit Platano-Bäumen(in 3 Monaten können wir Platano verde und Maduros ernten und damit kochen!) und Blumen.. so lässt es sich leben :)
Mein Alltag sind mittlerweile folgendermaßen aus: 5 Uhr aufstehen, mit Laura eine halbe Stunde joggen gehen (da ist es noch nicht so unerträglich schwül und drückend) oder Sportübungen machen. Dann lecker Früchte-Frühstück mit Kaffee und Kuchen oder Brot und allem drum und dran. Von 8- 12 arbeite ich in der Vorschule, komme dann Heim und habe Mittagspause bis 15.30, dann beginnt mein 2stündiger Spanischkurs(außer Mittwochs und Freitags). Dienstag und Donnerstags-Abends gebe ich einen 1 ½ Stündigen Englischkurs für Fortgeschrittene und Mittwochs einen 2stündigen Deutschkurs in derselben Einrichtung in einem Stadtteil Masayas. 
Das Wochenende ist frei von Arbeit und steht uns zum Reisen oder ähnlichem zu Verfügung. Dafür sind auch schon große Pläne geschmiedet. Dieses Wochenende fahren wir spontan nach El Salvador, ein Nachbarland Nicaraguas. Im Dezember geht’s mit Laura für 2 Wochen nach Guatemala, Mexiko und Belize. Im März steht mit Laura und Alina Panama an! („Oh wie schön ist Panama“, Zitat des Kinderbuches Janosch- allein wegen dieser Kindheitserinnerung möchte ich das Land sehen!). Drückt mir die Daumen, dass all diese Reisen klappen, ich bin schon super gespannt!

 Da meine Gastmama sehr darunter leidet, dass ich ausgezogen bin, gehe ich sie mehrmals wöchentlich besuchen für ein paar Minuten oder 1-2 Stunden. Letztens war ich 2mal am Tag dort und sie fragte: „ Wie, du willst schon wieder gehen? Du lässt mich ganz alleine!“ Eine eher besitzergreifende, aber sehr liebevolle Frau. ;)
 
Kochen&Backen
Die letzten 2 Wochen lebten Laura und ich uns so richtig aus:
Selbstgemachtes Vollkornbrot. Unglaublich Lecker, gerade nach 3 Monaten Nica-Zucker-Weißbrot.
Vollkornbrot (Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Haferflocken, Maismehl, Weizenmehl, verschiedene Kräuter)
Caprese-Brot (Tomaten, Fetakäse, Sonenblumenkerne, Petersilie)
Hefezopf mit Rosinen..Mhhmm
Hefezopf
Maduro-Rosinen-Kuchen(2mal)
Ananas-Maduro-Wassermelonen-Papaya Crumble
Ingwer-Hafer-Rosinen-Limettenplätzchen(3mal)
Selbstgemachter Cacao
Frische Frescos: frisch gepresster Orangensaft, Ananas-Bananen-Smoothie, Papaya-Wassermelone-Smoothie, Ananas-Ingwer-Rosinen-Smoothie und und und

Und täglich lecker gekocht! Man merkt eine leichte Tendenz zu deutscher, gesunder Küche und vor allem frischem Brot und Kaffe+Kuchen! 

Der Patio mit Hängematte und unserem Esstisch im Freien :) Geradeaus sind die Zimmer und die Sala, rechter Hand die Bäder.
Zu guter letzt hingen wir heute die Hängematte auf- das Wohlfühlgefühl ist perfekt! 

Sonntag, 14. Oktober 2012

Leon y Matagalpa



Rrrrraw- LEON!
Und wieder gings auf Reise! 3 Tage besuchte ich Barbara, die ich mit Chino auf der Tour im Cañon de Somoto kennen lernte. Sie lebt in Leon, DER Universitätsstadt Nicaraguas und damit eine sehr internationale und lebendige Studentenstadt. Die Hauptuniversität kann man auch besichtigen und sie erinnert eher an ein Schloss oder ein Luxushotel als an eine Universität. Nachts wird sie von farbigen Lichtern beleuchtet, innendrin ein aufwändiger Garten und und und.. 


  
Barbara und ich, im Hintergrund sieht man die Universität!

Die Cathedrale Leons- das ist in fast jeder Stadt das Highlight- die Kirchen!
Und weils so schön ist, gleich noch eine. Es gibt übrigens gefühlt tausende Kirchen in Leon. Zum Glück hab ich nicht von jeder ein Bild hochgestellt ;)


Die Nacht verbrachten wir in einem Club und liefen eine Stunde zu Barbara nach Hause- sehr ungewöhnlich für die lauffaulen Nicas, aber da sie täglich 3 Std Sport treibt war sie begeistert von meiner Idee, zu laufen. An feiern gehen in Nicaragua habe ich mich noch nicht ganz gewöhnt. Die Tanzfläche besteht aus Paaren, es tanzen grundsätzlich nur Mann und Frau zusammen und dabei wird Sex imitiert. Die Frau reibt sich am Mann, so sexy wie möglich natürlich und es gibt quasi eine Choreographie- und so tanzen tatsächlich ALLE! Leider schauen die Männer immer ganz verdutzt, wenn ich ihnen mitteile, dass ich nicht mit ihnen tanzen will. Ist ja auch wirklich unverständlich ;)

Das Barrio in dem Barbara lebt, dort sind die Straßen alle so- Erde mit rießigen Wasserpfützen!


Sonntags fuhren wir mit Barbara, Chino und ihrem Cousin an „La peñita“, einen Strand am Pazifik nahe Leons. Dort sind die Wellen rießig und die Strömungen unglaublich stark, ich konnte mich teilweise selbst im flachen Wasser kaum auf den Beinen halten- Schwimmen war unmöglich! Demnach ist es ein Surfparadies und genau nebenan war eine Surfschule, so konnte ich den ganzen Tag Surfern zuschauen, das war wirklich beeindruckend. :)
Hängematten am Strand :)
Surfschool- das würd ich gerne noch lernen!


 Matagalpa

Das nächste Wochenende fuhren wir (Diesmal meine 2 Gastschwestern und Nina und Laura) nach Matagalpa, weil dort der Mann meiner einen Gastschwester lebt. Die Stadt liegt im Norden und ist von Bergen umringt, auch die Straßen sind nicht eben sondern haben ein extremes Gefälle bzw Steigung- richtig anstrengend einfach nur durch die Stadt zu laufen!

  Im Norden herrscht allgemein eine hohe Arbeitslosigkeit, die einzige Arbeitsquelle sind praktisch die Kaffeeplantagen. Dort sind Lebensmittel auch teurer, da sie erst transportiert werden müssen, denn Früchte und Gemüse werden im Süden angebaut. Dagegen liegt Masaya nahe an der Hauptstadt Managua  und hat somit mehr Arbeitsplätze im Umkreis zu bieten und weniger Probleme mit der Arbeitslosenquote. Im Norden leben die Menschen dagegen häufig auf Bauernhöfen, abgeschieden von Städten, und ernähren sich von ihrem eigenen Anbau ohne Geld zu verdienen. Man sieht, im Norden leben viele Menschen von harter körperlicher Arbeit und nicht von studierten Berufen, da es kaum einen Arbeitsmarkt gibt.

In diesen Häusern leben immer mehrere Leute, eine Mischung aus Plane, Holz+Wellblech.
In Matagalpa sah ich ein Barrio, was mich wirklich erschreckt hat. Es lag auf einem großen Erdplatz am Rande eines Flusses. Die Häuser bestanden nur aus Holzstangen und Wellblech oder waren mit Plastikplanen verdeckt. Eines war auf Autoreifen gebaut, wohl damit wenn mehr Regen fällt der Untergrund nicht wegschwemmt. Wenn man nun aber bedenkt, dass es im Norden viel kälter ist und gerade die Nächte wirklich eisig sein können(besonders im Winter mit viel Regen!), dann frage ich mich, wie die Menschen in diesen Hütten überleben können. Meine Gastschwester erklärte mir, dass die Regierung diesen Menschen Materialien schenkte, mit denen sie stabile Hauskonstruktionen bauen könnten, diese hätten sie aber verkauft ohne sie zu verwenden, um mehr Lebensmittel kaufen zu können. Es ist ein Teufelskreis.. 
An dieses Barrio grenzt ein Park mit Affengehegen und dort sahen wir in den Bäumen freilebende Aasgeier. Faszinierend, diese Tiere mal live zu sehen, sie sind recht groß und ganz schwarz.










Auf dem Steinbrett wird der Kakao frisch gemahlen und dann wird Schoki draus!
Schokofudge-Mhhhhm!
Außerdem schauten wir uns ein Kakaomuseum an, wo eigene Schokolade hergestellt wird aus frischen Kakaobohnen Nicaraguas. Leider war das eher eine Enttäuschung, da die Schokolade stark nach Pulver schmeckte und nicht cremig, wie wir sie aus Deutschland kennen.. bei Schokolade bin ich einfach zu anspruchsvoll ;) Dennoch hat all die Kakaoproduktion bei Matagalpa einen rießigen Vorteil- in einer leckeren Bäckerei bestellte ich einen Schokokuchen der suuuuper saftig und lecker war! Allgemein hat Matagalpa sehr leckere Backwaren, dadurch konnte die Stadt schwer bei mir punkten. ;)











 In der ersten Nacht in Matagalpa ist lustigerweise das Bett von Nina und Laura im Haus eingekracht, da es eine Konstruktion aus verschiedenen Holzplatten war, die nur lose auf ein Gestänge gelegt wurden. Darüber kamen dann verschiedene Decken und Laken- fertig ist das Bett! Leider entdeckten wir dabei auch gleich eine Kakerlake, die bei uns im Zimmer wohnte und mir morgens über den Fuß gekrochen ist. Damit wurde direkt meine intelligente Theorie zerstört, dass Kakerlaken bestimmt nicht über Menschen krabbeln, da sie eher an kalte und feuchte Orte gehen. Da frage ich mich auch immer- schmecken die wirklich so gut frittiert? ;) In Asien ist das doch wohl eine Delikatesse aufgrund der hohen Eiweißhaltigkeit!? Vielleicht probiere ich sie ja einfach mal das Jahr über hahaha..

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ernährungsbewusstsein der Nicas




Gleich zu Anfang lernte ich ja schon, dass Hühnchen kein Fleisch sei, sondern nur weißes Fleisch.
Im Kakaomuseum stellte meine Gastschwester dann fest, dass die Schokolade unmöglich Zucker enthalten könne, da sie so bitter schmecke. Das sie nur 50% Kakao beinhaltete, und die Besitzerin ihr extra erklärte, dass der Rest Zucker sei, wollte sie nicht glauben. Auch als ich Schokolade aus Deutschland mitbrachte, fragte meine Gastfamilie mich, ob die „amargo“, also bitter bzw ohne Zucker sei- es war eine Vollmilchschokolade!

In meiner Gastfamilie wird mittlerweile auch kein Gemüse mehr gegessen, und die Früchte die wir haben werden nur für Frescos verwendet. Das ist wirklich schade, denn hier ist Obst und Gemüse so billig (auch viel billiger als Fleisch!). 
Dafür kann man dann aber Olivenöl essen, denn mir wurde erklärt, da es frisch aus Oliven gepresst wird, sei es quasi Gemüse und eben kein Fett. Das könne man unbedenklich essen, es macht auch nicht dick, denn es ist ja kein Fett. 
Außerdem empfiehlt der Arzt in Nicaragua mindestens 2x die Woche Fleisch zu essen für eine gesunde Ernährung, und so bietet es sich ja an, täglich Fleisch zu essen, um besonders gesund zu sein. (Wo zur Hölle sind all die Ärzte, die Gemüse und Früchte empfehlen?!) 

Nachdem ich natürlich viel von deutschem Essen erzähle, um meine Gastfamilie etwas ernährungsbewusster zu machen, wird mir nur entgegnet, der Reis könne ja nicht schmecken wenn er nur gekocht wird. Da er nicht in Öl angebraten wird, habe er doch keinen Geschmack. Außerdem benutzen sie ja nicht viel Öl, und daher sei es gesund. (Hier gilt die „einmal ist keinmal“-Theorie. Ein Schuss Öl entspricht keinem Schuss Öl..) Frittiertes ist auch gar nicht so ungesund wie man denken könnte!! Also ran an die Fritteuse in Deutschland.

Als ich täglich erklärte, dass ich von all dem Fett starke Bauchschmerzen habe und Gemüse vermisse und mich freuen würde, wenn wir Gemüse kochen, wurde mir gesagt, aber das machen wir doch. Ein Kg Fleisch wird hier mit einer Tomate und einer kleinen Paprika angebraten, das gilt dann als Gemüse. Gestern bat ich darum, Gemüse zu kaufen damit meine Bauchschmerzen weggehen, da ich langsam auf all das fettige, ungesunde und vor allem unausgewogene Essen nicht mehr gut klar komme. Das Ende vom Lied war, dass meine Gastmama mir Gemüse kochte und für alle anderen das normale Essen machte. Ich fragte, ob niemand sonst Gemüse wolle, und alle meinten, nein das schmeckt nicht so gut! Mein Gastbruder ist wirklich NIE Gemüse, er darf das Suppengemüse überlassen, die Tomaten aus dem Fleisch lesen und niemand sagt etwas, das finde ich unglaublich. Gerade da er erst 9 Jahre alt ist, braucht er besonders viele Vitamine für die Entwicklung. 
Zudem wurde mir empfohlen, vor dem Essen eine Aluminiumtablette zu essen, da die hilft, dass Fett zu verdauen. Auf die Idee zu kommen, das Fett im Essen einfach zu reduzieren, kommt natürlich niemand..

Ein typisches Nica-Essen- Die Portion ist Standart!
Mein tägliches Essen(natürlich gibt es Ausnahmen) besteht so aus Reis mit Bohnen, Tortilla, frittiertem Fleisch und Bananen (das wird alles in einer Menge Öl angebraten). Das 7 Tage die Woche mit verschiedenen Fleisch- und Bananensorten mehr oder weniger.  Daher fühlt man sich einfach immer ungesund wenn man isst, und das Sättigungsgefühl aufgrund all des Fettes setzt viel später ein, das macht gar keinen Spaß zu essen!






Allgemein fällt mir auf, dass die meisten Menschen super eingeschränkt gegenüber unbekanntem Essen sind. Die anderen Länder Zentralamerikas können alle nicht gut kochen (und in allen diesen Ländern gibt es Gallo Pinto, eine Mischung aus Reis und Bohnen sowie Tortilla, genau wie in Nicaragua. So anders kann das ja wohl nicht schmecken..). In Europa esse man nur Nudeln (ganz Europa natürlich!) und dann auch noch ohne Fett, das kann ja nichts werden. So werde ich von vielen Leuten gefragt, dass Essen in Nicaragua ist doch viel leckerer als das in Deutschland, oder? Darauf frage ich immer, welches deutsche Essen kennst du denn, um den Vergleich zu ziehen? Darauf konnte mir leider noch nie jemand eine Antwort geben.. Nicas urteilen sehr viel nach Klischees oder ausgedachten Wahrheiten, weil teilweise einfach die Bildung fehlt.

Natürlich möchte ich daran nicht den Menschen die Schuld geben, es wurde ihnen einfach nie erklärt wie wichtig Gemüse ist und wie ungesund dagegen Fett. Schon in der Vorschule gibt es eine extra Pause die nur dafür da ist, um zum Venta zu gehen und Lollis und Chips zu kaufen. Die Lehrerin fragt wirklich, „so wer geht nun kaufen?“ und lässt sich oft selbst Chips mitbringen bzw schickt Kinder, die gar nicht kaufen wollen nur für sie.. Auch meine Gastfamilie lebt in der Hinsicht in ihrer Luftblase, sie erzählen mir zum Beispiel sie trinken ihren Kaffee ohne Zucker und doch sehe ich sie täglich sich 2 dicke Löffel Zucker rein schöpfen. Als ich letztens fragte, ich dachte du trinkst deinen Kaffee „simple“ , aber eben hast du doch Zucker reingemacht, hieß es nein, das hast du falsch gesehen. Die Wahrheit zu verdrehen und sich so besser zu fühlen, da man zwar dick ist aber sich ja eigentlich „super gesund ohne Fett und Zucker ernährt“, tut eben besser..

Ernährt euch gesünder als ich, was würde ich gerade für deutsches Essen geben! ;)